Von Mikrofilm zu Microsheets - die Evolution der Mikroform
Anfangs waren es Magnetbänder und Disketten, die uns glauben ließen, wir hätten einen verläßlichen Speicher. Danach wiegten uns CD-ROMs in scheinbarer Sicherheit. Seitdem vermitteln weitere Innovationen die Illusion, digitale Daten ab sofort stabil sichern zu können. Glas und Keramik sind hierzu tatsächlich sehr vielversprechend.
Das Hauptrisiko der digitalen Datenhaltung vermindern sie alle nicht - die anspruchsvolle Kodierung und der Zwang, komplizierte Lesetechnologie verfügbar zu halten. Deswegen wird seit Beginn der Digitalisierung trotzdem die zusätzliche Speicherung analoger Abbilder all jener Daten favorisiert, die visualisierbar sind. Schon in den 1980er Jahren gab es mit der COM Verfilmung eine Technologie, Bildschirminhalte auf Mikrofilm zu übertragen. Spätere Verfahren erhöhten die Auflösung signifikant, der Mikrofilm blieb meistens monochrom. Seit 2007 war archium selber im Verbund mit dem Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik, der Firma Media de Lux in Offenburg und Staatlichen Partnern wie dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut an der Entwicklung eines Verfahrens zur Sicherung digitaler Inhalte auf hochauflösendem Mikrofilm in Farbe beteiligt. Die Technologie konnte 3µm kleine bunte Laserspots auf 35 mm Mikrofilm von Ilfochrom-/Cibachrom belichten und ist bis heute im Segment der Mikroverfilmung unübertroffen.
Aber auch die Verfilmung an sich hat ein prinzipielles Problem, weswegen sie heute – leider - kurz vor dem Aussterben steht: Sowohl die Herstellung von Mikrofilm als auch die Filmentwicklung basieren auf sehr anspruchsvollen, gesundheitsgefährdenden und teuren chemischen Prozessen. Lediglich Schwarz-Weiß oder Graustufen Mikrofilme sind noch einigermaßen wirtschaftlich verfügbar.
Von großer Bedeutung ist auch das veränderte Benutzerverhalten. Früher standen in fast jeder Bibliothek Arbeitsplätze mit speziellen Lesegeräten für Mikrofilm. In jeder Werkstatt fanden sich kleine Karusselle für Fiche bzw. Mikrofiche - eine Art Mikrofilm im Postkartenformat - in welchen die Meister ihre Stücklisten und Produktionsdetails abrufen konnten. Auch dazu benötigten sie spezielle Lesegeräte, welche das analog verkleinerte Abbild optisch auf Bildschirmgröße vergrößerten. Diese Arbeitsgänge werden heute komplett von Computern übernommen und sind vollständig obsolet geworden. Damit fallen aber die Hauptanwendungsbereiche für analoge Lesegeräte weg. Auf dem Markt gefragt sind heute deshalb vor allem Lesegeräte, die in der Lage sind, analoge Mikroformen zu digitalisieren. Diese Geräte sind teuer und die Qualität dieser Scanner ist mittelmäßig, weswegen solche Geräte nur eine Marktnische besetzen und weit davon entfernt sind, in jedem Büro Einzug zu halten.
archium ging deswegen auf die Suche nach einer Mikroform, die haltbar ist, eine ähnlich gute Schreibdichte wie Mikrofilm ermöglicht, preiswert ist und - das ist heute eigentlich sogar das allerwichtigste - mit verfügbaren Mitteln überall sofort re-digitalisiert werden kann. Dabei fiel unsere Wahl auf säurefreies Papier. Unser Verfahren zur Kombination von Bild mit Metadaten, zur Aufbereitung für die erleichterte digitale Nachnutzung, die für die punktgenaue Bildwidergabe optimierte Datenvorbereitung und die rasterfreie Drucktechnik machen aus - zugegebenermaßen sehr hochwertigem Papier - Microsheets.
Im Gegensatz zu SW Mikrofilmen sind die Microsheets von archium farbig. Wenn der Kunde jedoch Graustufendrucke vorzieht, so können wir über unser arCODECO-Verfahren RGB- und CMYK-Farbkanäle sequentiell abbilden und auch wieder zusammensetzen. Für die Bewahrung von authentischen Farbeindrücken ist dieses Verfahren sogar zuverlässiger als jene Verfahren, die Farbräume transformieren - wie es beim Buntdruck prinzipiell der Fall ist!
Mit den überlappenden Laserspots erreichten wir auf farbigem Mikrofilm eine tatsächliche Auflösung von ca. 100 Linienpaaren pro Milimeter in einem Bildsegment von 35x49 mm. Auf den Microsheets erzielen wir gegenwärtig eine Auflösung von 22 Linienpaaren pro Milimeter. Die uns zur Verfügung stehende Gesamtfläche ist aber viel größer, so daß wir in der Praxis eine größere nutzbare Datendichte pro Microsheet erzielen. Unsere Microsheets sind bis hin zum Format DIN A3 herstellbar, DIN A4 ist unser Standard.
Noch eine Bemerkung zur Speicherdichte von Mikrofilm in Bezug auf das Volumen. Eine Rolle 35 mm Mikrofilm beinhaltet 600 Frames. Das entspricht bei 2 Dokumenten je Frame 1.200 Dokumentseiten. Sechs Schachteln Mikrofilme haben etwa das Volumen eines Telefonbuches. Das ergibt demnach eine Speicherdichte von etwa 7.200 Seiden DIN A4. Verglichen mit den archium Microsheets lassen sich auf 500 Blatt Papier 20.000 Seiten abdrucken. Demnach haben Microsheets etwa die 3-fache Speicherdichte wie Mikrofilm und können außerdem gleich mit einem Inhaltsverzeichnis in Farbe ausgedruckt und archiviert werden. So gesehen sind Microsheets eine ernsthafte Alternative zum bekannten Mikrofilm.